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Die Flut-Website des Sächsischen Museumsbundes wurde - ganz unerwartet für mich - ein zentraler Faktor sowohl bei der Kommunikation nach der Flut als auch beim organisieren der Hilfe. Dieser Web-Service begann bereits am 17. August; seit 7. September war auch eine englische Version im Netz. Jeden Abend wurden diese Seiten aktualisiert und ergänzt. Diese Webseiten waren - wie alle anderen Aktionen in diesen dramatischen Tagen - nicht geplant, und ich hatte auch kein Vorbild, an dem ich mich hätte orientieren können. Außerdem blieb nicht die Zeit, um mit professionellen Webdienstleistern zu kooperieren. Denn eine Nothilfe-Website muss kurzfristig und mit einfachen Mitteln produzierbar sein und jederzeit vom eigenen Computer aus änderbar. Es war eine gänzlich unerwartete Katastrophe, also blieb mir nichts anderes übrig, als zu reagieren und Tag um Tag neu herauszufinden, was am meisten nötig war. Und mit den sich ändernden Bedürfnissen entwickelte ich diese Website und fügte viele neue Elemente hinzu. Auch das Potential und die Vorteile der Webkommunikation änderten sich während der verschiedenen Perioden der Krise und der Krisenbewältigung. |
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1) Wie es begann: Der Zusammenbruch der Kommunikation | |||
Die Kommunikation innerhalb Sachsens war äußerst schwierig geworden. Als die Fluten kamen, mussten die Postdienste eingestellt werden, und bald gerieten die Telefone und Computer ebenfalls in Schwierigkeiten. Als der Strom abgeschaltet wurde, konnten die Telefonanlagen, Faxgeräte und Computersysteme nicht länger arbeiten. Das steigende Wasser machte früher oder später auch dem Betrieb von einzelnen Telefonen (und manchmal sogar von ganzen Gebietsnetzen) ein Ende. Handys waren nur eine sehr begrenzte Hilfe, denn einige Sendestationen waren überflutet oder ohne Strom. Die Netze arbeiteten weit oberhalb ihrer Leistungsgrenzen; deswegen baten die Behörden eindringlich, Handys nicht zu benutzen, weil die Not- und Rettungsdienste die verbleibenden Kapazitäten benötigten. Und selbst wenn ein Anruf auf ein Handy gelang, musste man sich kurz fassen, denn die Gesprächspartner in den überfluteten Gegenden konnten ihre Akkus nicht mehr aufladen - eine Tatsache, die auch die Nutzung von mobilen Computern erheblich einschränkte. |
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2) Wiederaufbau der Kommunikation | |||
Eine "Kommunikationsgesellschaft" ist ziemlich hilflos, wenn all ihre hoch entwickelten Systeme zusammenbrechen. Als ich versuchte, erste Informationen über den Zustand der Museen in den überfluteten Gebieten zu gewinnen, habe ich es zunächst mit den völlig überlasteten Notlinien der Stadt- oder Kreisverwaltungen probiert. Um mit den Museumskollegen in direkten Kontakt zu treten, musste ich herausfinden, wer von ihnen in höheren Lagen wohnt. Außerdem suchte ich nach Verwandten, Freunden oder Kollegen in der Nachbarschaft, die dann persönlich jemand vom Museum kontaktieren konnten. Wenn all diese Versuche misslangen, musste ich zu einem drastischen Mittel greifen, das man eigentlich im 21. Jahrhundert meinte überwunden zu haben: Ich sandte einen "Kundschafter" (mit einem "Legitimationsschreibn" unseres Museumsbundes) mit dem Auftrag, die Straßensperren der Polizei zu überwinden (die Städte und Dörfer von Plünderern und Katastrophentouristen schützten) und direkt vor Ort das Museum zu inspizieren und jemand vom Personal zu suchen.
In
dieser
Phase waren E-Mails sehr hilfreich, und zwar aus zwei Gründen: Da viele
Bewohner anderen halfen und draußen arbeiteten, waren sie telefonisch
schwer
erreichbar; E-Mails waren der beste Weg um ihnen längere Nachrichten
zuzusenden. Außerdem können nicht viele Museumskollegen zu Hause Faxe
empfangen,
und die Museumsbüros waren meist in überfluteten Stadtzentren gelegen.
Für
viele Tage war deswegen der Austausch von Texten und Tabellen nur mit
E-Mail-Anhängen möglich. |
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3) Erste Hilfe | |||
In den überfluteten Städten konnte man Bibliotheken und Buchhandlungen nicht benutzen. Wenn die Museumsfachleute sich also Informationen darüber beschaffen wollten, wie man sich in einer solchen Flutkatastrophe verhalten soll, waren Websites die bestmögliche Informationsquelle. Gerade wenn man es mit einem Problem zu tun hat, dem man nie zuvor begegnet ist, benötigt man ganz detaillierte Hinweise und Ratschläge. Einige Archiv- und Bibliotheksverbände bieten dauerhaft auf ihren Websites spezielle Seiten zur "Ersten Hilfe" für Bücher, Papierdokumente und Fotos und ebenso auch Checklisten für Notsituationen. Andere Institute ergänzten ihre Seiten mit den in dieser Situation nützlichen Informationen, einschließlich der Adressen von Fachinstituten und Firmen. Da Zeit ein sehr wichtiger Faktor ist, wenn man in einem heißen Sommer völlig durchfeuchtete Bücher oder Akten retten will, war dieser Webservice außerordentlich hilfreich.
Die wichtigsten Informationsnetze und Mailing-Listen reagierten ebenfalls schnell und adäquat: H-Museum und historicum.net boten spezielle Informationsseiten und Linklisten an.
Die
Sonder-Website des Sächsischen Museumsbundes informierte über den
aktuellen
Stand der Partnerschaften zwischen Museen. So konnte jedes Museum, das
Hilfe
leisten wollte, sehen, wo noch ein anderes Museum ohne Partner war.
Außerdem
stellte ich einen Schadenskatalog zusammen und publizierte ihn im
Netz, damit
klar wurde, welche Art von Dienstleistung oder Sachhilfe in den
verschiedenen
Museen gewünscht war.
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4) Informationsverbreitung | |||
Museumskollegen in ganz Deutschland sorgten sich sehr um die sächsischen Museen, als sie die Horrorbilder in den Fernsehnachrichten sahen. Eines meiner ersten Anliegen war deshalb, auf der Website eine Liste der betroffenen und auch der nicht betroffenen Museen zu veröffentlichen. Ganz am Anfang war diese Liste mit vielen Fragezeichen durchsetzt, aber Tag um Tag wurden sie weniger.
Bald
entschied ich mich, die am stärksten geschädigten Museen etwas
ausführlicher zu
präsentieren. Denn unglücklicherweise war die offizielle Website "Museen in Sachsen" mit ihrem "Sächsischen
Museumsführer"
und ebenfalls auch die
Website der
Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in den ersten Wochen nicht im Netz,
denn
der in Dresden lokalisierte Server des Ministeriums war ausgefallen.
Als Ersatz
sammelte ich Basisinformationen und Fotos zu den 20 am meisten
geschädigten
Museen. Da viele Privatpersonen, Museen und Verbände in Deutschland
anfragten,
wie sie mit Spenden direkt helfen könnten, fügte ich die Spendenkonten
aller
geschädigten Museen (und ihrer Fördervereine) hinzu.
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5) Weitere Bausteine | |||
Als sich herausstellte, dass der Tourismus in Sachsen schwer beeinträchtigt war, sammelte und publizierte ich die Wiedereröffnungstermine der Museen. Außerdem richtete ich eine Sonderseite ein, auf der die ersten Sonderausstellungen und Aktionen nach der Flut und insbesondere die Fotoausstellungen über die Flut präsentiert wurden.
Die Bundesregierung und einige Kulturstiftungen haben Unterstützungsprogramme angekündigt. Förderrichtlinien und Verfahren wurden zu einer komplizierten und öfter sich ändernden Angelegenheit. Ich bemühte mich daher, den nichtstaatlichen Museen ständig die aktuellen Informationen zu dieser zentralen Frage zu liefern.
Als
die
Hauptinformationsprobleme innerhalb Sachsens gelöst waren, war Zeit für
einen
Blick über die Grenzen: Informationen über die Museen in
Sachsen-Anhalt,
Brandenburg und der Tschechischen Republik wurden in unsere Website
integriert.
Die seit 7. September entwickelte englische Version berichtete von
Anfang an
von allen betroffenen Museen in Deutschland.
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6) Fazit | |||
Während einer Katastrophe ist das Internet ebenso lahm gelegt wie die anderen stromabhängigen Kommunikationssysteme. Aber danach sind Internet und E-Mails wichtige Ergänzungen der herkömmlichen Medien. Die Portale verlinken nicht nur zu Schadensberichten sondern auch zu Fachinformationen über Katastrophenhilfe und konservatorische Spezialfragen.
Eine eigene Website bietet insbesondere denjenigen Einrichtungen, die nicht im Fokus der Journalisten liegen, die Chance, auf sich aufmerksam machen und ihre Freunde und Partner deutschlandweit entweder zu beruhigen oder zur Hilfe zu animieren. Eine zentrale Sonder-Website eignet sich darüber hinaus hervorragend zum raschen Aktualisieren von Informationen, zum Aufbauen und Steuern von Partner-Netzen und zum Vermitteln von direkten Hilfen und Spenden. |